Impuls zur Jahreslosung 2021

Hilfsbereit, friedlich, gütig, fürsorglich, nachsichtig … barmherzig – aus welchen Motiven heraus? Bin ich ein Gutmensch, ein Menschenfreund, einer, der gern Gutes tut, weil er hofft, dass dadurch auch viel Gutes zurückkommt (der berühmte Ruf in den Wald)? 

Gut, dass es diese Menschen gibt. Sie sind ein Hoffnungsschimmer für diese Welt, lindern Not und verbreiten Hoffnung und Freude.

Barmherzigkeit (lat. misericordias) ist ein Gefühl, das den Menschen in seinem tiefsten Inneren (Herz = cor) trifft und die Not (die Misere) des Anderen nicht nur sehen, sondern auch fühlen lässt. Dieses Gefühl des Mitfühlens, des Helfen- und Mittragenwollens, das nicht tatenlos zusehen kann, ganz ohne Berechnung, sondern aus Liebe handeln will, das kann nicht aus mir selbst herauskommen. 

Luther hat in seiner direkten Sprache auf altdeutsch so formuliert: ”Der Mensch ist von Natur aus verderbt.” Der Mensch wägt ab, berechnet, überlegt, was bringt’s? 

Ich kann diese selbstlose Liebe und Zugewandtheit für Andere spüren, wenn ich mich selbst so unvoreingenommen geliebt fühle, wenn ich weiß, dass Gott selbst das ”Ja” über mein Leben ausgesprochen hat. Dieses Wissen, das auch Glaube heißt und auf Erfahrungen fußt, versetzt den Menschen in die Lage, diese bedingungslose Liebe Anderen gegenüber zu empfinden. Ohne Initiator, ohne Schwungrad geht das nicht. Ich brauche die barmherzige und gnädige Liebe Gottes, die mir Seine Sichtweise auf meine Wichtigkeit und Einzigartigkeit zeigt, ebenso auf die eines jeden Menschen, damit mich die Misere Anderer in meinem Tiefsten ebenso rührt.

Hermann Heinrich Grafe hat gesagt: ”Je mehr mich Christus beherrscht, desto freier bin ich.” Normalerweise würde man sagen: ”Je mehr mich jemand beherrscht, desto unfreier werde ich.” Bei Gott ticken die Uhren anders. 

Übertragen auf das Bild heißt das: ”Nur weil Gott mich in Bewegung setzt, kann und will ich Andere bewegen und das je mehr ich mich von Gott bewegen lasse, desto großzügiger gebe ich weiter.”

Elke Bussemeier